Seit Herbst 2011 wird das jährlich erscheinende Jahrbuch Sucht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) nicht mehr von der Neuland Verlagsgesellschaft, sondern von Papst Science Publishers betreut, die das aktuelle Jahrbuch Sucht 2012 verantworten. Obwohl sich Papst nach eigenem Bekunden auf das Fachwissenschaftliche konzentrieren will, wurde in der aktuellen Ausgabe des Jahrbuchs der politisch kommentierende Artikel „Lobbyismus im Glücksspielbereich – Eine Momentaufnahme“ des Journalisten Dietmar Jazbinsek veröffentlicht (Jahrbuch Sucht 2012, Seite 273).
Jazbinsek hält es auf Seite 282 unter der Unterüberschrift „EU-Ebene: Intransparenz trotz Lobbyregister“ mit Blick auf Angaben des Europäischen Dachverbandes der Automatenwirtschaft, mit dem die Spielbanken in keinerlei Verbindung stehen, zunächst für wenig glaubwürdig, dass die Inanspruchnahme einer Lobbyagentur weniger als 50.000 Euro pro Jahr kosten soll. Unmittelbar anschließend schreibt Jazbinsek dann: „Unterboten wird diese Zahlenangabe noch vom Bundesverband privater Spielbanken, der sich ebenfalls am Konsultationsverfahren [Anm.: zur Regelung der Online-Glücksspiele auf EU-Ebene] beteiligt hat und für seine Brüsseler Lobbyarbeit im Jahr 2010 ein Budget von 0 € – in Worten: null € – veranschlagt. Von Transparenz kann angesichts der fehlenden oder zweifelhaften Finanzdaten der beteiligten Akteure also keine Rede sein (…)“.
Professionell recherchiert und bei BupriS nachgefragt hat Jazbinsek nicht. Deshalb stellt BupriS klar: Der Ende 2008 gegründete Bundesverband privater Spielbanken war im Jahr 2010 auf EU-Ebene noch nicht aktiv. Das Konsultationsverfahren, auf welches Jazbinsek Bezug nimmt, fand von März bis Juli 2011 statt. Bei der European Casino Association (ECA) wirkt BupriS erst seit Oktober 2011 mit. Kosten für Lobbyarbeit in Brüssel sind somit erstmals im Jahr 2011 angefallen. Da im EU-Transparenzregister die Zahlen für das vorangegangene Jahr anzugeben sind, war die Angabe „0“ für das Jahr 2010 zweifelsfrei korrekt. Von Intransparenz oder Zweifelhaftigkeit unserer Kostenangaben kann also keine Rede sein. Wohl aber von Unprofessionalität des beteiligten journalistischen Akteurs.
Es bleibt abzuwarten, ob der Papst-Verlag beim nächsten Jahrbuch Sucht (2013) polemischem Journalismus erneut Raum gibt oder sich auf fachwissenschaftliche Beiträge konzentriert.